Geburtstag Felix Salten

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Felix Salten und sein Meisterwerk „Bambi“ – Ein Klassiker der Weltliteratur

Wenn man den Namen Felix Salten hört, denken die meisten Menschen sofort an eine Figur: Bambi. Die Geschichte des kleinen Rehkitzes, das in der Wildnis aufwächst und die Schönheiten, aber auch die Gefahren des Waldes entdeckt, ist längst zu einem weltweiten Symbol für Naturverbundenheit, Vergänglichkeit und das Erwachsenwerden geworden. Doch wer war eigentlich Felix Salten, und wie kam es dazu, dass seine Erzählung über ein Rehkind zu einem der bekanntesten Tierromane der Weltliteratur wurde?

In diesem Beitrag werfen wir einen genaueren Blick auf den Autor, sein Werk „Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde“ und die Bedeutung, die dieses Buch bis heute hat.

Wer war Felix Salten?

Felix Salten wurde am 6. September 1869 in Budapest geboren. Sein bürgerlicher Name lautete Siegmund Salzmann. Als er noch ein Kind war, zog seine Familie nach Wien, wo er aufwuchs und schon früh ein Talent für Sprache und Literatur entwickelte.

Salten arbeitete zunächst als Journalist und Theaterkritiker. In dieser Zeit war er Teil des literarischen und kulturellen Lebens der Wiener Moderne, in der auch Autoren wie Arthur Schnitzler oder Hugo von Hofmannsthal aktiv waren. Salten schrieb Feuilletons, Kritiken, Essays und Kurzgeschichten, bevor er sich auch längeren Prosatexten widmete.

Ein wichtiger Aspekt seiner Biografie ist seine jüdische Herkunft. Salten war Mitglied der liberalen jüdischen Mittelschicht in Wien, was in späteren Jahren – vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus – eine dramatische Rolle spielte.

Die Entstehung von „Bambi“

Das bekannteste Werk von Felix Salten ist zweifellos „Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde“, das 1923 erstmals erschien. Es handelt sich nicht einfach um eine Kindergeschichte, wie oft fälschlicherweise angenommen wird, sondern um einen tiefsinnigen, literarisch anspruchsvollen Roman.

Salten schildert darin die Lebensgeschichte eines jungen Rehs – von seiner Geburt bis zum Erwachsenwerden – in einer Sprache, die poetisch und gleichzeitig realistisch ist. Die Erzählung ist geprägt von einer großen Liebe zur Natur, aber auch von einer tiefen Ernsthaftigkeit: Der Wald ist nicht nur idyllisch, sondern auch voller Gefahren.

Der Roman ist eine Parabel auf das Leben selbst. Er erzählt von Kindheit, Freundschaft, Verlust, Angst, Jagd und Tod, aber auch von Weisheit und dem Kreislauf der Natur. „Bambi“ ist damit weit mehr als eine Tiergeschichte – es ist eine Philosophie des Daseins in literarischer Form.

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Bambi – Symbol für Natur und Vergänglichkeit

Ein zentrales Thema in „Bambi“ ist die Vergänglichkeit des Lebens. Schon früh erfährt der junge Bambi, dass im Wald nichts von Dauer ist. Freunde verschwinden, die Jahreszeiten wechseln, und der Mensch – „der Jäger“ – ist eine ständige Bedrohung.

Besonders prägend ist die Szene, in der Bambis Mutter von einem Jäger erschossen wird. Diese Episode gehört zu den eindringlichsten Momenten der Literatur- und Filmgeschichte. Sie zeigt auf brutale Weise, dass das Leben nicht immer gerecht ist, dass Trauer Teil des Erwachsenwerdens ist und dass Stärke oft aus Schmerz erwächst.

Zugleich ist Bambi ein Symbol für Verbundenheit mit der Natur. Salten beschreibt die Tiere des Waldes mit psychologischer Tiefe, ohne sie zu sehr zu vermenschlichen. Seine Sprache lässt die Lesenden in eine Welt eintauchen, die fremd und vertraut zugleich wirkt.

Von Wien nach Hollywood – Bambis Weg auf die Leinwand

Den endgültigen weltweiten Ruhm erlangte „Bambi“ jedoch durch die Verfilmung durch Walt Disney. Disney sicherte sich 1933 die Rechte am Roman und brachte 1942 den Zeichentrickfilm „Bambi“ in die Kinos.

Obwohl die Handlung für ein Familienpublikum vereinfacht wurde und einige Figuren anders dargestellt sind als im Original, blieb der Kern der Geschichte erhalten. Millionen von Menschen rund um den Globus sahen Bambi im Kino und später im Fernsehen. Der Film gilt bis heute als einer der größten Klassiker der Animationsgeschichte.

Allerdings sollte man betonen: Salten schrieb kein Kinderbuch. Sein „Bambi“ ist wesentlich ernster, literarischer und auch härter als die Disney-Version. Viele Leserinnen und Leser, die das Original zum ersten Mal entdecken, sind überrascht von seiner Tiefe und Melancholie.

Die politische Dimension von „Bambi“

Ein interessanter, oft übersehener Aspekt des Romans ist seine politische Deutung. Manche Literaturwissenschaftler sehen in „Bambi“ auch eine Allegorie auf das Leben von Minderheiten in einer feindlichen Umwelt.

So könnte der ständige Druck, unter dem die Tiere im Wald stehen, auch als Symbol für die Situation von Juden in Europa gedeutet werden. Die Angst vor dem „Jäger“, der ohne Vorwarnung zuschlägt, erinnert an eine existenzielle Bedrohung, die über dem Leben einer ganzen Gemeinschaft hängt.

Diese Interpretation erhält besonderes Gewicht, wenn man bedenkt, dass Salten selbst jüdisch war und sein Werk 1936 von den Nationalsozialisten in Deutschland verboten wurde.

Weitere Werke von Felix Salten

Obwohl „Bambi“ sein bekanntestes Buch ist, schrieb Felix Salten auch zahlreiche andere Werke. Dazu zählen:

  • „Bambi’s Children“ (1939) – eine Fortsetzung, die das Leben von Bambis Nachkommen schildert.
  • „Renni der Retter“ (1927) – eine Hundegeschichte, die ebenfalls sehr erfolgreich war.
  • „Das Blumenwunder“ (1913) – eine phantastische Erzählung, die das Verhältnis von Mensch und Natur thematisiert.

Trotz dieser Werke blieb Salten vor allem „der Bambi-Autor“.

Salten im Exil und sein späteres Leben

Mit dem „Anschluss“ Österreichs 1938 war das Leben für jüdische Künstler wie Salten unmöglich geworden. Er emigrierte in die Schweiz, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1945 lebte. Dort verbrachte er seine letzten Jahre vergleichsweise zurückgezogen, immer in der Gewissheit, dass sein Werk durch Disney unsterblich geworden war, auch wenn er selbst von den finanziellen Erfolgen des Films kaum profitierte.

Die Bedeutung von „Bambi“ heute

Auch fast ein Jahrhundert nach seiner Veröffentlichung bleibt „Bambi“ ein Werk von großer Aktualität. In Zeiten von Klimawandel, Artensterben und wachsendem Bewusstsein für den Schutz der Natur wirkt Saltens Roman wie eine Mahnung.

„Bambi“ erinnert uns daran, dass der Mensch nur ein Teil des Ökosystems ist, aber auch der gefährlichste. Die Empathie, die wir beim Lesen oder Schauen für die Tiere empfinden, kann ein erster Schritt sein, um ein anderes Verhältnis zur Natur zu entwickeln.

Darüber hinaus ist es ein zeitloses Buch über das Erwachsenwerden, über Verlust, Stärke und die Suche nach dem eigenen Platz in der Welt.

Felix Salten hat mit „Bambi“ weit mehr geschaffen als eine Tiergeschichte. Sein Roman ist ein literarisches Meisterwerk, das poetisch, tiefgründig und zugleich universell verständlich ist. Er verbindet Naturbeschreibung mit Lebensphilosophie, kindliche Unschuld mit existenzieller Bedrohung.

Dass „Bambi“ durch Disney ein globales Phänomen wurde, hat dem Buch zu Weltruhm verholfen, auch wenn der Film und das Original in Ton und Aussage teilweise stark voneinander abweichen.

Heute ist „Bambi“ ein Stück Weltliteratur, das Generationen geprägt hat – und das uns auch in Zukunft daran erinnern wird, wie zerbrechlich, kostbar und zugleich stark das Leben ist.